Samstag, 18. November 2017

Im nicht vergletscherten Gelände überwiegend guter Schneedeckenaufbau. Hauptgefahr durch Gleitschneerutsche, frischen, kammnahen Triebschnee und hochalpin in sehr steilen Schattenhängen

Das Bild über den Schneedeckenaufbau in Tirol wird auch Dank der zahlreichen Rückmeldungen immer schärfer. Schneedeckenuntersuchungen und Stabilitätstests zeigen im nicht vergletscherten Gelände einen überwiegend stabilen Aufbau. Dies bestätigen auch Informationen über Lawinensprengungen. Mögliche Schwachschichten findet man nur vereinzelt, wenn dann am ehesten in oberflächennahen Schichten. Einerseits kann es sich dabei um eingeschneiten Oberflächenreif v.a. im kammnahen, schattigen (nicht unmittelbar dem Wind ausgesetzten) Gelände handeln (z.B. in sehr steilen, von Felsen begrenzten Rinnen). Anderseits könnte sich unterhalb von Felsen in den Nachtstunden des 12.11. mancherorts Graupel abgelagert haben.
 
Bezeichnend für viele Profile im nicht vergletscherten Gelände: Die Verbindung der einzelnen Schichten untereinander ist überwiegend gut. Weitere Profile findet man hier.
 
Bei Stabilitätstests können derzeit – wenn überhaupt – meist nur Teilbrüche erzeugt werden. Dies bedeutet, dass Brüche sich nicht weiter fortpflanzen, was positiv zu werten ist. Foto zu obigem Profil in den Kalkkögeln (Foto: 17.11.2017)
 
Graupel könnte als Schwachschicht für dieses Schneebrett gedient haben. Osttiroler Tauern  (Foto: 14.11.2017)
 
Immer wieder zu sehen: Oberflächenreif, der inzwischen häufig zerstört wurde. (Foto: 14.11.2017)
 
Hochalpin, also im vergletscherten Gelände, weisen wenige, beobachtete spontane Lawinenabgänge während bzw. kurz nach den Schneefällen vom 05. und 06.11. im extrem steilen, schattigen Gelände auf ein mögliches Altschneeproblem in bodennahen Schichten hin. Wir gehen inzwischen jedoch von einer relativ geringen Auslösewahrscheinlichkeit aus. Allerdings: Je steiler und je weniger Schneeauflage, desto wahrscheinlicher.
 
Spontane Schneebrettlawine im vergletscherten Gelände vom 07.11. am Linken Fernerkogel in den Südlichen Ötztaler Alpen (Foto: 16.11.2017)
 
Weiterhin ein Thema bleiben Gleitschneerutsche bzw. -lawinen auf steilen Wiesenhängen. Häufig erkennt man eine mögliche Gefährdung anhand von Gleitschneerissen. Der Abgangszeitpunkt ist nicht vorhersehbar. In Vorarlberg verstarb übrigens gestern am 17.11. eine Person in Folge einer Gleitschneelawine.
 
Gleitschneelawine im Zillertal (Foto: 15.11.2017)
 
Gleitschneemaul im Arlberggebiet (Foto: 15.11.2017)
 
Was die Schneequalität anlangt, so hat diese während der vergangenen Woche mitunter stark gelitten. Oberhalb der Waldgrenze hat sich vermehrt der Wind bemerkbar gemacht. Entsprechend häufig findet man dort Bruchharsch bzw. auch abgeblasene Bereiche. Noch haben wir Frühwinter: Deshalb unbedingt auch immer möglichen Steinkontakt bei der Abfahrt beachten.
 
Ein Blick vom Hubschrauber auf die Tuxer Alpen (Navistal). Man erkennt einerseits die kürzliche  Windtätigkeit, andererseits südseitig Gleitschneerisse und -lawinen. (Foto: 17.11.2017)
 
Die Tourenmöglichkeiten sind mitunter noch recht eingeschränkt. Dorfertal, Venedigergruppe (Foto: 16.11.2017)
 
Im besonnten Gelände wirkte zudem die Sonne. Kleine Lockerschneerutsche und inzwischen Bruchharsch waren bzw. sind die Folge.
 
Lockerschneerutsche rund um das Skigebiet in Sölden (Foto: 16.11.2017)
 
Wie geht es weiter: Wechselhaft mit immer wieder etwas Niederschlag. Wichtig erscheint v.a. der vorhergesagte, zum Teil stürmische Wind. Die Folge werden frische Triebschneepakete sein. Besonders in größeren Höhen stellen diese eine mögliche Gefährdung dar, sollten aber gut zu erkennen sein.
 
Vorerst: Ein Auf und Ab mit dem Wetter… (Foto: 17.11.2017)
 
Noch ganz kurz am Schluss: Wir werden immer wieder gefragt, wann wir mit der täglichen Erstellung des Lawinenlageberichtes anfangen: Dies machen wir von der weiteren Wetterentwicklung abhängig. Grob lässt sich sagen: Wir starten dann, wenn über das Land gesehen verbreitet vernünftige Tourenmöglichkeiten vorhanden sind. Noch sind diese zu eingeschränkt.
 
Wir melden uns aber via Blog verlässlich immer dann, wenn sich eine wesentliche Änderung der Situation ergibt.